Montag, 2. April 2018

Autoreninterview Susanne Ptak




Liebe Susanne, ich freue mich, dass Du Dir die Zeit nimmst und meine Fragen beantworten möchtest.
Ich habe mich natürlich vorher umgesehen und mich informiert, welche Bücher Du im Klarant Verlag veröffentlicht hast.  Es sind jede Menge und ich gestehe, dass ich erst einen Bruchteil davon gelesen habe. Tja, das ist immer so eine Sache mit der Zeit.

Als Krimifan halte ich ja immer Ausschau nach mir unbekannten Autoren und deren Büchern. Ich weiß noch genau, was ich dachte, als ich auf Dein Buch „Mord in Pilsum“ aufmerksam wurde. Eine Autorin, die in Düsseldorf geboren wurde, der Stadt, in der ich lebe. Das war schon mal ein wichtiger Grund, das Buch zu lesen. Lach, natürlich sollte das nicht den Ausschlag geben, aber ich wurde ja auch nicht enttäuscht.

Inzwischen wohnst Du schon einige Jahre im Norden und da stellt sich mir die Frage, wie Du Dich dort fühlst und kommst Du ab und zu ins Rheinland?

Liebe Ulla, die Zeit nehme ich mir sehr gerne, besonders von einer Düsseldorferin zur anderen 😊.
Den Schritt, nach Ostfriesland zu gehen, habe ich nie bereut. Wir haben uns von der ersten Stunde an sehr wohl hier gefühlt, was nicht zuletzt an unseren superlieben Nachbarn und den Freunden, die wir hier schnell gefunden haben, liegt.
Tatsächlich war ich das letzte Mal vor 10 Jahren in Düsseldorf … Was soll ich sagen? Man „verlandeiert“ ja doch irgendwie. Ich war ohnehin nie so der Stadtmensch aus Leidenschaft. Das ist nach etlichen Jahren auf dem Land nicht besser geworden :-D. Will sagen: Ostfriesland ist inzwischen meine Heimat und ich vermisse höchstens die in Düsseldorf zurückgelassenen Freunde. Zum Glück besuchen die uns aber hin und wieder, denn auch sie mögen unser schönes Leer.



Deinen Werdegang finde ich ausgesprochen interessant, vom Rheinland in den Norden und dort dann einen Traum verwirklichen. Wie kam es, dass Du eine Schafskäserei eröffnen wolltest?

Ob man’s glaubt oder nicht – das war eine spontane Idee, die zu einer Zeit entstand, in der es uns nicht so gut ging. Ich hatte einen Job, den ich nicht mochte, und den ich nur machen konnte, weil ich den besten Chef der Welt hatte und außerdem mit einer guten Freundin zusammenarbeitete. Letztendlich war ich aber kreuzunglücklich. Dazu kam noch, dass mein Mann an Krebs erkrankt war und unsere Zukunft somit mehr als unsicher. Wir haben großes Glück gehabt – er ist wieder gesund geworden! Auf jeden Fall saßen wir an einem Samstagnachmittag auf dem Sofa und zappten uns durch das Fernsehprogramm. Da stießen wir auf einen Beitrag über Schafskäsereien. Ich war sofort begeistert! Arbeiten mit so tollen Tieren und dazu noch leckeren Käse machen. Das wollte ich auch! Und mein Mann sagte: „Dann mach das doch.“ Ich weiß nicht, wie oft er diesen Satz in den darauffolgenden Jahren bereut hat …



Und dann der nächste Schritt zur Krimiautorin, natürlich möchte ich auch wissen, wie es dazu kam.

Letztendlich durch den Frust, den auch die Schafskäserei einbrachte. So viel Freude diese Arbeit auch macht, sie ist körperlich sehr, sehr anstrengend (und ich war leider keine zwanzig mehr …). Außerdem ist die Vermarktung des Käses eine echte Herausforderung, denn anders, als die Medien es uns gerne glauben machen, ist es der Mehrzahl der Kunden sch…egal, woher ihr Essen kommt und wie es produziert wurde. Hauptsache billig … Wenn’s beim Discounter Schafskäse gibt, dann kaufen sie den und nicht den etwas teureren aus der kleinen Manufaktur mit den Streichelschafen. 

Aber zurück zu den Krimis: Es war ein grauer, nasser Novembersamstag. Seit 6.30 Uhr stand ich frierend und mit barbarischen Rückenschmerzen auf dem Leeraner Wochenmarkt, um meinen Käse an geneigte Kunden zu bringen. Endlich kam um 10.30 Uhr die erste potentielle Kundin. Sie probierte sich durch mein komplettes Angebot und riet mir dann, es bei den hohen Preisen doch mal in einer Großstadt zu versuchen. Für Leer sei das alles zu teuer. Sie ging ohne Kauf …
Kollegen behaupteten später, die blanke Mordlust in meinen Augen gesehen zu haben. Und ich dachte: „Mach’s doch einfach! Bring jemanden um – auf dem Papier. Nach Marktschluss fuhr ich nach Hause, aß zu Mittag und schrieb das erste Kapitel vom „Grünlandmord“.
Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen konnte, war, dass schon dieser erste Krimi ein Erfolg werden würde. Er erschien im Februar 2014 und bereits im Sommer wurde uns klar, dass das Schreiben weit einträglicher war als die Käserei. So schickte ich die Schafe in Rente – sie arbeiten allerdings noch als unsere Rasenmäher – und wurde Vollzeit-Autorin.



Hast Du als Kind gerne gelesen und wenn ja, weißt Du noch welche Bücher es waren?

Ich habe Bücher verschlungen und alles gelesen, was mir in die Finger kam. Allen voran Enid Blyton’s 5 Freunde. Aber da ich seit meinem sechsten Lebensjahr auch begeisterte Reiterin war, natürlich sämtliche Pferdebücher, derer ich habhaft werden konnte. Besonders beeindruckt hat mich in diesem Genre damals Anna Sewell‘s Black Beauty.



Die Handlungen Deiner Krimis spielen sich in Ostfriesland ab, was sich anbietet, weil Du dort ja lebst. Aber hast Du Dir schon mal Gedanken über Bücher in einem anderen Genre und über andere Orte gemacht?

Ja, und nicht nur Gedanken gemacht :-D Unter einem Pseudonym schreibe ich auch Fantasy-Romane. Diese Abwechslung brauche ich, um dann wieder mit Freude am nächsten Krimi schreiben zu können. In der Schublade liegt aber auch die Idee für einen Krimi, der in den USA spielt. Bisher habe ich es zeitlich noch nicht geschafft, diesen umzusetzen. Das wird aber garantiert noch passieren.



Wie kommen die Buchideen zu Dir?

Meistens urplötzlich. Ich lese etwas in der Zeitung, oder sehe etwas im Fernsehen, was ein Mordmotiv sein könnte. Wenn ich das habe, kommt der Rest der Geschichte von ganz alleine.



Ich höre immer mal wieder von anderen Autoren, dass sich Figuren in ihren Büchern verselbständigen und einen eigenen Willen entwickeln. Wie ist es bei Dir, machen immer alle, was Du willst oder kann es passieren, dass sich alles etwas anders entwickelt?

Da ich zu den Autoren gehöre, die „wild drauflos“ schreiben, bin ich eigentlich darauf angewiesen, dass meine Protagonisten ein Eigenleben entwickeln. Meistens lasse ich sie gewähren und folge ihnen einfach. Nur hin und wieder muss ich bremsen, sonst würden die Leser mir die Geschichte am Ende nicht glauben :-D Besonders Dr. Josefine Brenner läuft gerne mal aus dem Ruder.



Wenn Du eine Idee hast, weißt Du dann ganz genau wie das Buch enden wird, steht alles von Anfang an fest?

Nein, ich weiß nie im Voraus, wie das Buch enden wird. Wie oben schon gesagt, entwickeln sich meine Geschichten während des Schreibens. Das Einzige, was von Anfang an feststeht, ist das Motiv der Tat. Alles andere kommt dann nach und nach. Oft weiß ich auch nach der Hälfte des Manuskriptes noch nicht einmal, wer der Mörder ist.



Kann es passieren, dass, während Du ein Buch schreibst, schon weitere Ideen kommen?

Ständig … Und leider ist das gar nicht so schön, wie man vielleicht denken könnte. Für die Krimis habe ich nämlich Abgabetermine. Manche Ideen sind aber so aufdringlich, dass sie nicht warten wollen und vom Terminprojekt ablenken.



Wie sieht Dein Arbeitsalltag aus?

Recht unspektakulär, da ich mehr so die Beamtin unter den Autoren bin … Um 7.00 Uhr klingelt bei uns der Wecker. Übrigens auch am Wochenende, da es Schafen und Hund völlig schnuppe ist, ob wir gerne mal ausschlafen würden. Nach dem Frühstück versorgen wir die Wolligen, dann gehe ich mit unserem Langhaar-Collie Liam spazieren. Danach gibt’s noch einen Kaffee und dann ist Schreibzeit. Oder aber ich lungere bei Facebook rum … :-D. Meistens begebe ich mich um 12.00 Uhr in die Küche, um das Mittagessen zu kochen. Nach der Mittagspause eine kleine Hunderunde und dann wieder an den Computer. Punkt 18.00 Uhr wird der Laptop zugeklappt. Dann sind die Schafe noch mal dran und es gibt Abendbrot. Abends schaue ich vielleicht noch mal bei Facebook rein, aber ansonsten ist mir der Abend heilig – da wird nicht gearbeitet.



Wie lange schreibst Du an einem Buch?

Bis es fertig ist 😉 Spaß beiseite, ich kann’s nicht genau sagen. Manche Geschichten fließen nur so vom Kopf in die Tastatur. So ein Buch ist dann auch mal in drei bis vier Wochen komplett geschrieben. Andere gestalten sich etwas widerspenstiger und benötigen darum deutlich mehr Zeit.



Wer darf Dein Buch als erstes lesen?

Meine überaus geschätzten Testleser. Übrigens die besten Testleser auf diesem Planeten! Sie legen sich immer wie verrückt ins Zeug, um mir möglichst schnell ein Feedback zu geben und mir damit schlaflose Nächte zu ersparen.



Hast Du Autorenvorbilder?

Nein.



Wenn Du eine Zeitreise machen könntest, welchen Autor würdest Du gerne mal besuchen?

Eine Zeitreise bräuchte es dafür nicht. Ich würde wahnsinnig gerne Stephen King kennenlernen. Wenn es aber ein bereits verblichener Autor sein soll, dann definitiv J.R.R. Tolkien.



Ich habe gesehen, dass Du auf dem Leseboot aus Deinen Büchern vorgelesen hast. Sind weitere Termine geplant?

Tatsächlich steht der nächste Termin schon fest, allerdings nicht auf dem Leseboot, sondern an Bord von „Tammy - die Leseinsel“. Tammy ist ein Hausboot und sie liegt in Emden. Da sie deutlich größer ist als „Bookje – dat Leseboot“, finden Lesungen jetzt nur noch dort statt. Am 6.4. lese ich gemeinsam mit meiner lieben Freundin und Kollegin Elke Bergsma, die auch die Eignerin beider Schiffe ist. Ich freue mich schon sehr darauf.



Wie wichtig ist Dir der Kontakt zu Deinen Lesern oder zu Buchbloggern?

Wie den meisten meiner Kollegen sind auch mir diese Kontakte sehr wichtig. Ich schreibe Geschichten, die die Menschen unterhalten sollen, darum möchte ich natürlich auch wissen, wodurch sie sich unterhalten fühlen. Natürlich erfährt man das auch durch Rezensionen, aber im direkten Kontakt kommen oft noch ganz andere Dinge zur Sprache. So hatte ich eigentlich geplant, die Krimis um die Holtlander Spinngruppe zu beenden. Doch alleine die Andeutung hat mir einen Riesenhaufen Mails und Nachrichten beschert, in denen ich gebeten wurde, doch weiterzumachen. Ich war der Meinung, dass die Serie sich langsam totläuft, wurde aber eines Besseren belehrt.
An dieser Stelle einmal ganz herzlichen Dank an die Buchblogger für die tolle Arbeit, die viele von Euch machen! Ich bin immer wieder beeindruckt, wie viel Energie und Freizeit Ihr einsetzt, um Lesern unsere Bücher näherzubringen!



Ich habe jetzt mal wieder eine Reihe Fragen gestellt und mit Sicherheit fallen mir später noch weitere ein, aber hier möchte ich Dir die Gelegenheit geben. Gibt es etwas, was Du uns Lesern schon immer mal mitteilen wolltest?

Ich möchte gerne die Gelegenheit nutzen, um ein großes Dankeschön an „meine“ Leser auszusprechen. Ihr seid einfach großartig! Viele von Euch begleiten mich jetzt schon seit vier Jahren. Danke für Eure Treue, Eure Begeisterung! Ich werde mir Mühe geben, Euch weiterhin mit meinen Geschichten schöne Stunden zu bereiten.



Und nun komme ich wieder zu der Stelle, wo ich gerne frage, was einem zu folgenden Namen oder Begriffen einfällt.

 Das Rote U
 Aha! Eine Düsseldorf-Frage :-D Detektiv-Roman von Wilhelm Matthießen. Wenn ich mich recht erinnere, spielt der im Winter und der Rhein ist zugefroren.

Enid Blyton
 5 Freunde, Lieblingsbücher meiner Kindheit. Ich war übrigens immer George, wenn wir die Geschichten nachgespielt haben.

Vom Winde verweht
 Tara! Zwei Päckchen Taschentücher – mindestens! (Danke, jetzt habe ich die Musik im Ohr und werde sie vermutlich vorerst nicht mehr wegbekommen :-D )


Liebe Susanne, ich bedanke mich vielmals für die Antworten und wünsche Dir weiterhin viel Erfolg mit Deinen Büchern.


Ich bedanke mich für die interessanten Fragen, die ich sehr gerne beantwortet habe, liebe Ulla.


Diese Bücher sind bereits im Klarant Verlag erschienen:



































Weitere Informationen zu den Büchern und der Autorin sind hier zu finden:

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da ich mit diesem Interview auch etwas Werbung für die Bücher mache, habe ich hier die Kennzeichnung vorgenommen.

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